von Ralf Kestel
Der TSV Breitengüßbach wurde im April 1923 als Männersportverein von Turnern
und Fußballern gegründet, später schlossen sich Ringer, Handballer*innen und sogar
Theaterspieler an. Viele Sportarten kamen im Verlauf der 100-jährigen
Vereinsgeschichte hinzu und verschwanden auch wieder (Boxen, Golf, Rodeln,
Badminton, Sportakrobatik uvam.). Gehalten haben sich neben Fußball und
Turnen/Leichtathletik bis zum heutigen Tag die Abteilungen Tischtennis (seit 1970),
Kegeln (seit 1972), Basketball (seit 1973), Wandern (seit 1978) und Tanzsport (seit
1991).
Das sportliche Angebot spricht Vorschulkinder ebenso an wie Senioren bis ins hohe
Alter. Breitensport, aber auch Leistungssport: Mit zwei Mannschaften in zwei
unterschiedlichen Sportarten ist der TSV Breitengüßbach aktuell in Bundesligen
vertreten (Kegeln und Basketball-Nachwuchsliga), spielt auf europäischer Ebene
(Kegeln), in der 3. Basketball-Bundesliga, brachte drei aktuelle Nationalspieler (die
Basketball-Weltmeister Andi Obst und Johannes Thiemann sowie Kegler Mario
Nüßlein) sowie etliche Basketball-Bundesligaspieler hervor. Im Verlauf der letzten 15
Jahre holten Akteure des Vereins mehrere Titel auf europäischer Ebene
(Tanzsport und Kegeln) und deutsche Meister-Titel (Basketball).Auch den
Tischtennis-Männern gelang 1996 die Meisterschaft in der Bayernliga (verbunden mit
dem Aufstieg in die Regionalliga).
Die Mitglieder- und sportliche Entwicklung zeigte vom Tag der Gründung nach oben
und seit 1992 liegt der Mitgliederstand des größten Vereins in der oberfränkischen
4500-Einwohner-Gemeinde konstant über der 1000er-Marke.
Bereits im Jahr 1949 nach Wiederaufnahme des regulären Trainings- und
Spielbetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Umbenennung in Turn- und
Sportverein (TSV) Breitengüßbach, der in enger Kooperation mit der Gemeinde auch
sehenswerte Sportstätten schuf, die vom ersten Sportplatzbau anno 1958, auf dem
jetzt eine moderne Wohnsiedlung steht, bis zum Umzug ins Sportzentrum mit
Fußballplätzen und Hans-Jung-Halle samt Vereinsheim und TSV-Geschäftsstelle ab
1994 reichen. Aktuell verfügt der TSV über ein Vereinsheim mit rund 150 Sitzplätzen,
eine Geschäftsstelle, eine vierbahnige Kegelbahn mit Kegelstube, Umkleidetrakt,
zwei Rasenspielfelder (eines davon mit Tribüne), einen Hartplatz, DFB-Minispiel-
Kunstrasenfeld, Zweieinhalbfach-Turnhalle.
Die Erfolge des Vereins aus der vergleichsweise kleinen Gemeinde in
Nordbayern/Franken strahlten ins gesamte Bundesgebiet aus. So stiegen die
Basketballer 1990 in die 2. Bundesliga auf. Die 1. Tischtennis-Mannschaft wurde
Meister in der Bayernliga, verbunden mit dem Aufstieg in die Regionalliga. Die
Basketballer wurden zur Jahrtausendwende Vizemeister in der 2. Bundesliga und
nahmen somit, wenn auch erfolglos an der Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga teil. In
diesem Jahr wurde dem Verein auch der DFB-Jugendförderpreis als einem von
zwei Vereinen aus Bayern verliehen.
Die U-20-Basketballer holten im Jahr 2002 erstmals einen Deutschen Meistertitel
nach Breitengüßbach. Dies gelang auch den Senioren III-Basketballern. Beim Victor-
Klemperer-Preis von DFB und Bündnis für Demokratie und Toleranz wurden die
Nachwuchsfußballer aufgrund ihrer Bemühungen um Asylbewerber in ihrem Ort
zweiter Bundessieger.
Die Anstrengungen bei der Integration der Asylbewerber, vorrangig aus Ex-
Jugoslawien, wurden auch 2003 im bundesweiten Jugendwettbewerb „Jugend hilft“
gewürdigt, da der TSV Breitengüßbach erneut als zweiter Bundessieger
ausgezeichnet wurde.
Die Leistungen im Bereich der Nachwuchsförderung zeichnete auch der Bayerische
Fußballverband im Jahr 2004 aus, da der TSV Breitengüßbach als erster
Fußballverein in Oberfranken mit der „Goldenen Raute“, dem BFV-Gütesiegel,
bedacht wurde.
Noch eine Stufe höher galt dies 2005 für die Basketballer, die das „Grüne Band“
von Deutschem Sportbund und Dresdner Bank für vorbildliche Nachwuchsförderung
erhielten, da aus dem TSV-Nachwuchs solche Eigengewächse u.a. wie Steffen
Hamann oder Karsten Tadda den Sprung in die Bundesliga und Nationalmannschaft
schafften.
Dieses „Grüne Band“ erhielten die TSV-Basketballer im Jahr 2011 sogar ein zweites
Mal und die Senioren IV wurden erneut deutscher Meister. Ein Erfolg, den der
Nachwuchs ein Jahr später untermauerte, da in der Basketball-
Nachwuchsbundesliga die deutsche Meisterschaft erneut errungen wurde.
Die Kegler eiferten den Korbjägern nach: 2014 wurden sie Meister in der 2.
Bundesliga, verbunden mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga, der sie bis zum
heutigen Tag angehören. Die Frauen-Mannschaft geht in der 2. Bundesliga auf die
Bahnen. Aus der Leichtathletikabteilung holte sich Daniel Schulz den Bayerischen
Meistertitel der U20.
2016 wiederholten die Nachwuchs-Basketballer ihren Erfolg in der NBBL-Bundesliga
und holen sich gegen Alba Berlin den deutschen Meistertitel.
Den Ehrenamtspreis des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder
erhielten die drei verantwortlichen Leiterinnen der Tanzsportabteilung im Jahr 2019
Auf europäischer Ebene bewährten sich die Kegler, die 2021 im Europäischen Team-
Pokal den dritten Platz holen. Ein Eigengewächs aus dieser Mannschaft, Marco
Nüßlein, wird auch in die Nationalmannschaft der Kegler berufen.
Einen weiteren deutschen Meisterschaftstitel holten die Ü55-Basketballer im Jahr
2022 und im Jahre des 100. Jubiläums kehrte die 1. Basketballmannschaft nach
einer Regionalliga-Saison ohne Niederlage und ohne Importspieler in die Bundesliga
ProB zurück. Die 1. Fußballmannschaft schaffte mit der Vizemeisterschaft in der
Bezirksliga Oberfranken-West das beste Ergebnis in der 100-jährigen
Vereinsgeschichte.